Bayerische Moormanager besichtigen das Klimaschutzprojekt bei Sindelsdorf
Die derzeitig laufende Renaturierungsmaßnahme im Sindelsbachfilz im Landkreis Weilheim-Schongau wurde kürzlich von zwölf bayerischen Moormanagern und Moormanagerinnen besichtigt. Am Donnerstag, den 08.02.24, fand eine Exkursion zu dem Teilbereich vom Loisach-Kochelseemoor bei Sindelsdorf mit Vertretern aus den Landkreisen Bad Tölz, Dachau, Ebersberg, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg, München, Rosenheim, Traunstein und aus Landkreisen im Donaumoos statt. Nach einer kurzen Einführung von Lisa Schwarz und Sarah Kallisch vom Landratsamt Weilheim-Schongau ging es tief in den Randbereich des Sindelsbachfilzes.
Das Sindelsbachfilz ist ein Teil der Loisach-Kochelseemoore, die sich im periglazial geformten Kochelsee-Becken gebildet haben. Mit ungefähr 36 Quadratkilometern gehört dieses Moorgebiet zu den ausgedehntesten in Südbayern. Einschwemmungen der Loisach, des Sindelsbachs und der Nebenbäche verhinderten eine zeitlich und flächenhaft gleichmäßige Moorentwicklung als Versumpfungsmoor und förderten die Entstehung einzelner Hochmoorkerne. Das Sindelsbachfilz zählt zu den größten Hochmooren im Bereich der Loisach-Kochelseemoore.
In der Vergangenheit wurde auch das Sindelsbachfilz mit Schlitzgräben und Torfstichen systematisch entwässert, um es landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Heute verfolgt man das Ziel, die zahlreichen Entwässerungseinrichtungen wieder zu verschließen: Die Wiederherstellung des Wasserhaushalts ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Moorrenaturierung im Sinne des Klimaschutzes, da die Moore viel CO2 binden.
Mit Fördergeldern des Freistaats Bayern konnte sich der Landkreis Weilheim-Schongau in den vergangenen Jahren zwei große Flurgrundstücke im Randbereich des Sindelsbachfilzes für die Moorrenaturierung sichern. Auf dieser Fläche wurden Maßnahmen zur Wiedervernässung in den vergangenen Wochen durch eine spezialisierte Baufirma umgesetzt. Die Exkursionsteilnehmer besichtigten den Bau von verschiedenen Staubauwerken. Die torfüberwallte Krone der Staue sackt nach dem Bau in den Folgejahren etwa einen halben Meter ein. Daher wird stark überhöht gebaut, was ein Landschaftsbild mit „Torfhügeln“ suggeriert.
Auch geeignete Baumaschinen für drucksensibles Gelände wurden bei dem Vororttermin vorgeführt. Diese wurden von der Baufirma so umgerüstet, dass diese trotz ihres Eigengewichts von acht Tonnen nur bis zu 150 Gramm pro Quadratzentimeter den Boden belasten und somit unabhängig von Wetter und Bodenfrost arbeiten können.
Konkretes Ziel der Moorrenaturierung: Durch Anhebung der Wasserstände auf etwa zehn Zentimeter unter Flur den Kohlenstoff im rein organischen Boden gebunden zu halten, welcher sonst als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre gelangen würde. Das Moor kann so höhere Niederschlagsmengen bei Starkregen abpuffern und führt zu einem ausgeglichenen Landschaftswasserhaushalt. Nicht zuletzt ist das Hochmoor Lebensraum für zahlreiche vom Aussterben bedrohte Arten, den es zu erhalten gilt.
Die Exkursion stieß bei allen Teilnehmern auf großes Interesse und führte zu intensivem fachlichen Austausch. Am Ende wurden im gemütlichen Umfeld des Urthalerhofs noch zahlreiche Fragen beantwortet.
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